Berlin – Grüne Vielfalt in Parks und Gärten
Ein Konzert der Berliner Philharmoniker beim Blick auf eine stille Wasserfläche nachklingen lassen, auf den Spuren Preußens im barocken Schlosspark lustwandeln oder die Impressionen Max Liebermanns in dessen Sommerhaus mit Aussicht auf Garten und Wannsee genießen – in Berlin lassen sich Kultur und Natur, Großstadt und Grün auf einzigartige Weise verbinden. Die Hauptstadt ist mit einer Vielzahl öffentlicher Parkanlagen, mit ausgedehnten Waldgebieten, zahlreichen Seen und Flüssen die grünste Metropole Deutschlands.

Bild: © clipsell
Neben vielfältigen Naturerlebnissen kann man in Berlin auch die Künste der Garten- und Landschaftsarchitektur verschiedener Jahrhunderte bewundern. Für Interessierte ist die Metropole ein wahres Mekka historischer und neuer Gartenkunst: In der Vergangenheit gestalteten hier Größen wie Peter Joseph Lenné, Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff oder Karl-Friedrich Schinkel. In der Gegenwart machen die Kreationen von renommierten jungen Garten- und Landschaftsarchitekten die Hauptstadt zum derzeit wohl interessantesten Schauplatz der europäischen Garten- und Landschaftsarchitektur. Und die Stadt bietet ihnen Raum: Über 12.000 Hektar Grünflächen und 16.000 Hektar Wald bedecken das Berliner Stadtgebiet – knapp ein Drittel der Gesamtfläche. 440.000 Bäume machen die Straßen und Plätze zu Naherholungsgebieten direkt vor der Haustür.
Das grüne Herz Berlins – der Große Tiergarten
Zwischen dem Potsdamer Platz und den Stelen des Holocaustmahnmals erstreckt sich das grüne Zentrum der deutschen Hauptstadt: der Berliner Tiergarten. Im 16. Jahrhundert diente das Revier den Kurfürsten von Brandenburg als Jagdgebiet, im Jahr 1742 beauftragte der preußische König Friedrich II. den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff damit, den Jagdpark in einen Lustpark für die Bevölkerung umzugestalten. Rund 100 Jahre später machte sich der berühmte Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné an die Neugestaltung des Knobelsdorffschen Barockparks. Unter seiner Hand wurde der Tiergarten zum Landschaftspark nach englischem Vorbild und blieb als solcher bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts bestehen.
Die wirren Zeiten des Zwanzigsten Jahrhunderts hinterließen auch in Berlins größtem Park ihre Spuren, heute gehört er jedoch zu den wichtigsten und beliebtesten Grünanlagen der Stadt, in der sich Touristen und Berliner gleichermaßen gerne aufhalten. Von der Siegessäule hat man einen wundervollen Blick über Park und Stadt, das Café am Neuen See bietet kulinarische Genüsse im Grünen, die romantische Löwenbrücke zwischen der Straße des 17. Juni der Hofjägerallee und dem Landwehrkanal lädt zum Verweilen ein. www.visitberlin.de/de/sehen/museen-kunst/gedenkstaetten
Moderne Landschaftsarchitektur entlang der Spree
Wer vom Tiergarten in Richtung Hauptbahnhof flaniert, vorbei am Reichstagsgebäude mit seiner gläsernen Kuppel, trifft an der Spree auf weitere, moderne Grünanlagen. Zuerst fallen die beiden großen abfallenden Wiesen des „Spreebogenparks“ auf, der in seiner Gestaltung als klassischer Park mit zeitgemäßer Ausprägung angelegt wurde. Eine breite Uferpromenade entlang der Spree lädt zum Flanieren durch das Regierungsviertel ein.
Historisches Vorbild – neue Anlage: Der Pariser Platz und der Lustgarten
An der Ostseite des Tiergartens steht das wichtigste Symbol Berlins, das Brandenburger Tor. Es verbindet den Park mit dem Pariser Platz. Wo heute buntes Treiben herrscht, befand sich vor 25 Jahren die kahle, lebensfeindliche Zone des Berliner Mauerstreifens. Nach dem Fall der Mauer stellte man fest, dass noch weitgehend alle Elemente der alten Gestaltung vorhanden waren – von den rahmenden Granitborden bis hin zu den schwarz-weiß lasierten Steinen des Brunnens. Daraufhin wurde der Pariser Platz innerhalb von zwei Jahren wiederbelebt und bildet heute mit grünen Wiesen, farbenprächtigen Blumenrabatten, Buchsbaumbüschen und sprudelnden Brunnen eine originalgetreue Kopie seines wilhelminischen Vorgängers.
Folgt man der Straße Unter den Linden bis zur Museumsinsel, findet sich dort eine weitere Gartenanlage, die sich an einem historischen Vorbild orientiert: der Lustgarten vor dem Alten Museum. Nach den Vorstellungen Karl-Friedrich Schinkels legte der Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné den Park dergestalt an, dass die umliegenden Gebäude so gut wie möglich zur Wirkung kamen. Zwischen den klassizistischen Fassaden des Museums, dem Neobarock des Berliner Domes und dem Schlossplatz mit dem zukünftigen Humboldt-Forum gelegen, ist der Lustgarten an schönen Tagen zum populären Verweil-Ort geworden. Touristen und Berliner genießen den Blick auf das Alte Museum mit seinen eindrucksvollen Skulpturen und der mächtigen Granitschale.
Wandeln auf verwunschenen Wegen: Schlösser und ihre Gärten
Lauschige Teehäuschen, prächtige Pfauen und raffiniert angelegte Spazierwege – die Kurfürsten Brandenburgs wie auch die Könige Preußens wussten das Grün zu schätzen. Ihre Schlösser umgaben sie mit einzigartigen Garten- und Parklandschaften, konzipiert von den berühmtesten Gartenarchitekten der jeweiligen Epoche. In einigen der neun erhaltenen Berliner Schlösser kann man diese herausragenden Anlagen noch heute bewundern.
In den Jahren von 1695 bis 1699 wurde das prachtvolle Schloss Charlottenburg mit seinen herrlich ausgeschmückten Sälen, beeindruckenden Raumfluchten und hochkarätigen Kunstsammlungen als Sommerresidenz für Königin Sophie Charlotte, die Gattin Friedrichs III., erbaut. Zu ihm gehört der in barockem Stil angelegte Schlosspark, einer der wenigen Barockgärten in Deutschland. Spaziergänge durch die 55 Hektar große Anlage sind zu allen vier Jahreszeiten ein kulturhistorisches Erlebnis. Hier befinden sich unter anderem das imposante Mausoleum der Königin Luise sowie das ehemalige Teehaus Belvedere, in dem heute exquisites Porzellan bestaunt werden kann.
Malerische An- und Aussichten präsentiert die Pfaueninsel, mit ihrem pittoresken weißen Schlösschen von 1794. Sie ist nur über eine Fähre zugänglich und hat sich somit ihren ursprünglichen Charakter bewahrt. Vom Schlösschen mit den zwei Türmen aus schweift der Blick über die Havel nach Glienicke, auf den weißen Ruinenbau einer Meierei und den Wasservogelteich im Zentrum der Insel. Lenné gestaltete die Gartenlandschaft mit ihrem uralten Eichenbestand, die auch den 1989 wiederhergestellten, frühesten preußischen Rosengarten beherbergt. Ihren Namen verdankt das vom Wasser umgebene Kleinod den prächtigen Pfauen, die bis heute dort zu bewundern sind.
In der Nähe der Pfaueninsel schuf Berlins bekanntester Gartenbaumeister Lenné für das im Jahr 1862 errichtete Schloss Glienicke eine weitere eindrucksvolle Gartenlandschaft. Er hat Glienicke nach englischem Vorbild in Blumengarten, Pleasureground und Park gegliedert und mit einem Umfahrungsweg ausgestattet. Zeitgleich schuf Schinkel ein Casino dazu und formte aus dem früheren Herrenhaus ein Schlösschen im Geiste der Klassik. Dank der beiden Baumeister erwuchs Glienicke zu einer formvollendeten Einheit von Architektur und Garten. www.spsg.de
Das Erlebnis von Kultur und Natur lässt sich mit einem Besuch des Barockschlosses Köpenick perfekt verbinden. Idyllisch ist das dreigeschossige Haus auf der bereits seit urgeschichtlicher Zeit besiedelten Schlossinsel im Süden Berlins gelegen. Es beherbergt das Kunstgewerbemuseum mit Möbeln und Raumschmuck aus Renaissance, Barock und Rokoko. Der englische Schlosspark ist auf drei Seiten von der Dahme umgeben. Mit seinen alten schattigen Bäumen – darunter eine mehr als 350 Jahre alte Flatterulme, sowie Schwarznuß- und Tulpenbäume, ein Ginkgo- und ein Mammutbaum außerdem Magnolien und viele Rhododendronbüsche – und einem kleinen Schlosscafé lädt er seine Besucher zu einem wundervollen Rundgang ein. www.smb.museum
Im etwa 3.000 Hektar großen „Grünen Wald“ Berlins liegt das Jagdschloss im Grunewald, der älteste noch erhaltene Berliner Schlossbau. Bereits 1542 ließ der jagdbegeisterte Kurfürst Joachim II. das Jagdschloss Grunewald am Ufer des Grunewaldsees errichten. Der Renaissance-Bau wurde Anfang des 18. Jahrhunderts durch repräsentative barocke Bauten erweitert. In den Wäldern und Seen rund um das malerische Schloss „zum grünen Wald“ hatte früher die höfische Jagd Tradition, heute wird das stadtnahe Waldgebiet zum Spazieren, Joggen und Erholen genutzt. www.spsg.de
Die Gärten der Welt
Die hohe Kultur des Gartenbaus verschiedener Traditionen lässt sich in den „Gärten der Welt“ im Erholungspark Marzahn erleben. Ein Besuch dieser außergewöhnlichen und europaweit einzigartigen Berliner Gartenanlage ist wie eine kleine Weltreise mit Stationen in Asien, im Orient und im alten Europa. Im Herbst 2000 entstand hier der größte chinesische Garten Europas. Eine in sich geschlossene Gartenwelt mit einem See, dem Teehaus, dem Steinboot und vielen anderen originalen Details repräsentiert die jahrtausendalte Gartenkunst Chinas und verzaubert die Besucher.
Geschützt in einem großen Gewächshaus präsentiert der balinesische „Garten der drei Harmonien“ die ganze Exotik Indonesiens mit Ausschnitten aus einem traditionellen Wohnkomplex und einer üppigen, tropischen Pflanzenwelt. Der orientalische „Garten der vier Ströme“ daneben zeigt die Gartentradition verschiedener orientalischer Länder. Seine Gestaltung als umschlossener, durch vier Ströme gegliederter Gartenraum entspricht symbolisch der Idee des Paradieses, wie sie sich im Alten Testament oder im Koran wieder findet. Zu den „Gärten der Welt“ gehört auch das „Heckgarten Labyrinth“, das nach dem berühmten englischen Vorbild von Hampton Court sowie des „Boden-Labyrinths“ in der Symmetrie des Labyrinths in der Kathedrale des französischen Chartres angelegt wurde. Im Frühling 2011 wurde der „Christliche Garten“ eröffnet, der an den Urtypus des Klostergartens erinnert.
Die grüne Flagge an den beiden Haupteingängen ist ein Hinweis darauf, dass die „Gärten der Welt“ im Mai 2010 als erste deutsche Parkanlage mit dem britischen „Green Flag Award“ geehrt wurden. Diese hohe gärtnerische Auszeichnung wird in Großbritannien seit 1996 an die besten Park- und Gartenanlagen verliehen. Zu den Beurteilungskriterien zählen unter anderem das Gartendesign, die Pflege und Sauberkeit der Anlage sowie Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. www.gruen-berlin.de
Ab April 2017 werden die Gärten der Welt Teil der renommierten Internationalen Gartenausstellung IGA sein. Auf einer Fläche von 82 Hektar, die die Gärten der Welt mit dem Wuhletal verbindet, werden Gartenkunst, grüne Kultur und neue Trends gezeigt. Zentrales Thema ist „urbanes Grün“ und die Verbindung zwischen Stadtraum und Natur.
Blütenpracht zu allen Jahreszeiten: Der Botanische Garten
Mehr als 22.000 Pflanzenarten aus allen Erdteilen sind im Botanischen Garten Berlin zu bewundern, der damit zu jeder Jahreszeit mit etwas Besonderem aufwarten kann. Er ist einer der größten und vielfältigsten Botanischen Gärten der Welt und beherbergt eine wahre Wunderwelt an wilden Pflanzen – unter anderem aus der grandiosen Bergwelt des Himalajas, der bedeutungsvollen Stille japanischer Landschaften und der reichen, vielfältigen Natur Nordamerikas. Höhepunkt der weitläufigen Anlage ist das große Tropenhaus: Pflanzen der Tropen, Kakteen, Kamelien – kaum eine Ecke der Welt findet sich hier nicht wieder. www.botanischer-garten-berlin.de
Seen, Brücken und grüne Hügel: Der Britzer Garten
Die 90 Hektar große Anlage mit ihrer ausgedehnten Seenlandschaft, der romantischen Uferpromenade und den in die Landschaft eingebetteten Gebäuden und Brücken gehört zu den schönsten Gärten Deutschlands. Im Frühjahr stehen auf einer zwei Kilometer langen Route Narzissen, Krokusse, Tulpen, Traubenhyazinthen und viele andere Frühlingsboten blühen dicht an dicht. Im Juni und September lockt der Rosengarten mit hunderten Beet-, Strauch- und Kletterrosen. Beim Klang der Wasserspiele lässt es sich dort wunderbar entspannen.
Die zahlreichen Sondergärten sind beliebte Besucherattraktionen. Darunter befinden sich der geheimnisvolle Hexengarten, ein mittelalterlicher Burg- und Kräutergarten, der üppige Karl-Foerster-Staudengarten und die farbenprächtig blühende Dahlienarena. www.gruen-berlin.de
Prachtvolle Villen mit faszinierenden Parkanlagen: Berliner Privatgärten
Mit einer Reihe prachtvoller und herausragender Privatgärten kann die deutsche Hauptstadt ebenfalls aufwarten. Dazu gehört beispielsweise die bei Touristen und Berlinern beliebte Villa Liebermann. 2006 wurden Haus und historische Gartenanlage von der Max-Liebermann-Gesellschaft als Museum eröffnet und begrüßten bereits im ersten Jahre über 100.000 Besucher. Die Terrasse mit ihren Wegen und Blumenbeeten inspirierte den Maler besonders, insgesamt entstanden in seinem großen Garten mehr als 200 Ölgemälde. Anhand der Bilder Liebermanns wurde die Gestalt des Gartens zunächst freigelegt und anschließend originalgetreu rekonstruiert. Besondere Anziehungspunkte sind hier historische und selten gewordene Pflanzen und der Gemüsegarten, in dem Kohl, Bohnen und Tomaten wachsen. Vor allem die für Liebermanns Gartenkonzept typische Verbindung von Gemüse- und Staudengarten ist es, die heutige Besucher fasziniert. Im Jahr 2008 wurde die Liebermann Villa sogar mit dem Denkmalschutzpreis ausgezeichnet. www.max-liebermann.de
Ganz in der Nähe der Liebermann-Villa erstreckt sich auf einem ausgedehnten und topographisch reizvollen Grundstück die Gartenanlage des Fabrikanten Marlier, der den Architekten Paul Otto Baumgarten 1914 mit dem Bau einer repräsentativen Villa beauftragte. Der Garten, der das zentrale Wohngebäude umschließt, ist in einem reformierten Gartenstil gehalten, der am Anfang des 20. Jahrhunderts die Lenné-Schule mit ihren verschlungenen Wegen ablöste und sich an Barock, Rokoko und Renaissance orientierte. Das Gebäude, in dem 1942 die „Berliner Wannseekonferenz“ stattfand, auf der die Deportation der europäischen Juden beschlossen wurde, ist inzwischen Gedenkstätte. Der Garten wurde ab 1991 aufwändig wiederhergestellt und ist der Öffentlichkeit zugänglich. www.ghwk.de
Nur von einem Zaun geschützt, präsentiert sich der Hartenecksche Villengarten ganz unbefangen dem Auge des Vorübergehenden. Die Anlage mit ihren niedrigen Eibenhecken, leuchtenden Blumenrabatten, mehreren Wasserspielen und einladenden Bänken gehört zu den schönsten Villengärten Grunewalds. Garten und Haus entstanden 1911/12 nach Plänen von Adolf Wollenberg und wurden in den Formen eines antiken italienischen Landsitzes gestaltet. www.villa-harteneck.de
Grüne Oasen in der Stadt – Urban Gardening
Auch heute ist der Gartenbau bei den Berlinern nicht aus der Mode gekommen. Urban Gardening gewinnt in Berlin immer mehr Anhänger. Das wohl gelungenste Beispiel ist der Prinzessinnengarten am Kreuzberger Moritzplatz. Die Initiative Nomadisch Grün hat ein 6.000 Quadratmeter großes Gelände von der Stadt gepachtet und daraus einen fruchtbaren Garten gemacht. Heute wachsen dort 15 verschiedene alte Kartoffelsorten, Chili, Basilikum und beispielsweise Fenchel. So originell wie der Ort sind auch die Anbaumethoden: Der Boden der Brache war schadstoffbelastet, deshalb wachsen die Pflanzen in mobilen, mit Erde gefüllten Kisten. Der Prinzessinnengarten betreibt aber nicht nur Ökolandbau, sondern auch aktives Community Building. Von Anfang an wurden die Anwohner mit in das Projekt einbezogen. Mehr als 700 Stadtgärtner beteiligen sich etwa pro Jahr am Pflanzen, Pflegen und Ernten. Alteingesessene Kreuzberger, Künstler, die erst seit Kurzem im Viertel wohnen und Kinder aus umliegenden Kindergärten kamen so zusammen. www.prinzessinnengarten.net
Ähnliche Community Gardens gibt es auch an anderen Orten der Stadt, zum Beispiel die Nachbarschaftsgärten am Mariannenplatz oder der Kiezgarten Schliemannstraße in Prenzlauer Berg.
Im Zuge der Guerilla-Gardening-Bewegung tragen immer mehr Bewohner dazu bei, kleine grüne Oasen in der Stadt zu schaffen. Ob auf dem Mittelstreifen einer Hauptstraße, in vernachlässigten Pflanzkübeln oder auf so genannten „Baumscheiden“ rund um die Stadtbäume – überall ist Platz für ein paar Blumen. Besonders einfallsreiche Gärtner nutzen sogar mit Erde gefüllte Einkaufswagen als mobile Beete. www.gruenewelle.org
Industrieflächen werden grün: Tempelhofer Freiheit und Gleisdreieck-Park
Mit der Stilllegung des Flughafens Tempelhof entstand im Oktober 2008 ein 355 Hektar großes Areal, das nun in eine riesige zentral gelegene Parklandschaft umgewandelt wurde. Die 250 Hektar große Grünfläche überragt sogar den Berliner Tiergarten in Berlin-Mitte in seiner Größe. Die Tempelhofer Freiheit ist seit Mai 2010 für die Öffentlichkeit zugänglich. Seither ist sie für Berliner und Touristen eine riesige Sport- und Spielwiese: Besonders im Sommer gleiten Kite-Surfer neben Inlineskatern, steigen Drachen in den Himmel und Besucher auf’s Rad. Die Tempelhofer Freiheit ist Symbol für das Berliner Lebensgefühl – und im Winter die vermutlich einzige Langlaufstrecke der Großstadt. www.tempelhoferfreiheit.de
Wo früher Eisenbahnzüge rollten, entstehen heute urbane Grünflächen. Das nach dem 1903 gebauten U-Bahn-Viadukt benannte Gleisdreieck verbindet den Tiergarten mit den südlichen Bezirken Schöneberg und Kreuzberg. Der Park bildet seit seiner Eröffnung 2011 ein grünes Pendant zum Potsdamer Platz. Die urbane Anlage mit weitläufigen, von Baumreihen umschlossenen Rasenflächen, ergänzt die seit der Nachkriegszeit bestehende vielfältige Vegetation aus Moosen, Gräsern, Blumen, Robinien, Eichen, Birken und Götterbäumen. 2013 wird auch der Westteil des Parks fertig gestellt und steht der Öffentlichkeit für Spaziergänge und Erholung mitten in der Stadt zur Verfügung.
Wo einst die Mauer stand
Zwischen den Bezirken Wedding und Prenzlauer Berg entstand ein besonderer Versuch, die Wunden, die die Teilung Berlins im Stadtbild hinterlassen hat, zu heilen: Der Mauerpark entlang der Schwedter Straße gehört zu den Orten der Stadt, an denen der ehemalige Todesstreifen zu einer Parkanlage wurde. Nach der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung Berlins wurde der Mauerstreifen dort schnell als öffentliche Grünfläche genutzt. Im Sommer 1990 standen noch Wachtürme der Grenztruppen auf der Böschung, während daneben bereits die Anwohner auf der Wiese lagerten.
Der Mauerpark präsentiert sich heute als recht steiler Hang, der in den Wedding abkippt und auf dessen Kamm die Spaziergänger zwischen Nord und Süd unterwegs sind. Er ist ein Teil des 160 Kilometer langen Berliner Mauerweges, der entlang des Mauerstreifens um den gesamten westlichen Teil Berlins verläuft. Bewachsen mit Gras, Obst- und Laubbäumen sowie wilden Pflanzen und Blumen dient er heute als Erholungsgebiet, jedoch nicht unbedingt als Ruhezone. Im Mauerpark kann man das Pulsieren der Stadt spüren: Das aus Granitblöcken skizzierte Amphitheater auf halber Höhe des Parks wird im Sommer zur Bühne von Trommlern, Gitarrespielern und Jongleuren. Seine unverwechselbare Atmosphäre gewinnt der Park aus dem bunten Mit- und Nebeneinander von Menschen und Sinneseindrücken. Auf seine Art ist er zur naturnahen Fortsetzung des Prenzlauer Bergs geworden. www.gruen-berlin.de
Tierische Oasen der Erholung
Der Tierpark Friedrichsfelde entstand im Zuge der Teilung Berlins, da es auch im Ostteil der Stadt einen Tierpark geben sollte. Zusammen mit dem Zoologischen Garten im Westen der Stadt besitzen beide Zoos eine Artenvielfalt, die einmalig auf der Welt ist. Berühmt ist der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde für seinen regelmäßigen Elefantennachwuchs. Seit 1999 wurden insgesamt 13 Elefantenbabys geboren. Und nicht nur das: Der Tierpark ist der größte Landschaftstiergarten Europas. Auf einer Fläche von 160 Hektar leben etwa 7.400 Tiere, von Malaienbären bis zum indischen Riesenflugfuchs. Neben dem Kolibri-Krokodil-Haus, dem Afrikanum und der Schlangenfarm ist der Vari-Wald besonders interessant, da hier der direkte Kontakt mit den aus Madagaskar stammenden Affen möglich ist.
Warum in die Ferne schweifen? Haus- und Hoftiere der Region finden auf kleinen Stadt-Bauernhöfen ihren Platz. Großstadtkinder lernen in nahe gelegenen Parkanlagen wie dem Görlitzer Park oder Mauerpark mehr über heimische Tiere und Pflanzen. Besonders bekannt ist der Kinderbauernhof Pinke Panke. Schweine, Schafe und Ziegen wollen umsorgt werden und in den Kreativstunden wird Wolle hergestellt, gebaut und getüftelt oder gemeinsam am Lagerfeuer entspannt.
Quelle: visitberlin